Nach meinen unzähligen Bildaufnahmen auf einem kürzlich stattgefundenen Tunier, habe ich mich dazu entschlossen, dieses Bildmaterial hier einzustellen und diese zu kommentieren, um eine Aufklärung der gegenwärtigen und als "normal" empfundenen Situation zu starten.
Ich möchte darauf hinweisen, dass ich den Reitern auf den Bildern (die natürlich unkenntlich gemacht worden sind) einräumen möchte, das Sie dies in bestem Wissen und Gewissen tun. In den meisten Fällen ist hier eigentlich eher der Trainer zur Verantwortung zu ziehen, als der Reiter selbst. Viele "reiten" ihre Pferde so, weil sie glauben, dass dies das Beste für Ihr Pferd sei und natürlich auch, weil sie noch keinen anderen und vielleicht besseren Weg gefunden haben.
Ich möchte Ihnen es ermöglichen, Ihren Blick dafür zu schärfen und eventuell, wenn Sie einige dieser Bilder bei sich im Stall wiedererkennen, ermutigen, diese Reiter
anzusprechen und ihnen mitzuteilen, was Sie gerade gesehen haben.
Hier sehen wir die gleiche Reiterin wie auf dem ersten Bild. Deutlich erkennbar ist der falsche "Knick" im Hals des Pferdes. Gut erkennbar ist hier auch, das die
Ohrspeicheldrüse dieses Pferdes schon sehr doll angeschwollen ist. Auch der Kopf ist "hinter der Senkrechten" und das Pferd würde, sofern der
Sperriemen und Nasenriemen nicht so fest zu geschnürrt wäre, das Maul aufgrund der extremen Handeinwirkung der Reiterin vor Schmerz aufsperren. Auch sehr schön erkennbar ist, das
die Hinterhand dieses Pferdes nicht so arbeitet, wie sie könnte. Durch das von "vorn-nachhinten-Reiten" (das Gegenteil von gutem Reiten, bei dem man von hinten nach vorn reitet, das
heißt, erst muss die Hinterhand arbeiten und erst dann wenn das Pferd locker und entspannt durch den gesamten Körper geht, nimmt man vorsichtig Kontakt zum Maul auf) ist die Hinterhand
nicht am arbeiten. Beim Reiten von vorn nach hinten, wird das Pferd nur durch die Handeinwirkung versucht zum nachgeben und "beizäumen" zu bekommen. Dies ist aber so nicht
möglich. Ohne den Schub aus der Hinterhand, muss der Reiter zu viel Druck per Handeinwirkung auf das Maul des Pferdes geben, um es zum "Beizäumen" zu bekommen. Nur das dies keine echte
Beizäumung ist. Eine echte Beizäumung geht nie vom Reiter aus, sondern immer vom Pferd. Nur wenn das Pferd von hinten nach vorne gearbeitet wird, zäumt sich das Pferd ,
sobald es versammelt ist, von alleine bei.
Hier sehen wir einen Westernreiter mit massiver Handeinwirkung. (Und das bei einer Kandarre!!!) Auch dieser Reiter versucht sein Pferd "beizuzäumen", nur durch die Handeinwirkung. Wenn er das ganze mit seinem Bein unterstützen würde, bräuchte er nicht so an den Zügel gehen, wie er das hier tut. Bei diesem Bild muss man ganz ehrlich sagen, dass dieses Pferd einen Schritt zurück in der Ausbildung machen sollte, wenn es nicht auf leichte Hilfen reagiert. Der massive Einsatz der Zügel macht hier absolut keinen Sinn! Besser wäre es auf eine Wassertrense umzusteigen und die Grundlagen zu festigen, statt das Pferd nit Gewalt in eine Form zu pressen. Auch der Reiter sollte noch vermehrt an einer leichten Hilfengebung arbeiten. Gut erkennen kann man auf diesem Bild auch, was so eine Aktion mit der Hand für Folgen nach sich zieht. Da der Reiter die Zügel nicht kurzgefast hat, sondern auf der Länge gelassen hat, arbeitet er nach hinten und verzieht seinen ganzen Oberkörper. Man sieht das dieser Reiter sich nach oben heraus zieht, weil er seinen ganzen Körper anspannt um den Druck auf den Zügel und das Maul aufbauen zu können. Dadurch hebt sich natürlich das Becken vom Sattel und der Reiter "sitzt" nicht mehr. Eine nach hinten Wirkende Hand oder Hilfengebung ist nicht zu beführworten, da man nur auf die Laden des Pferdes und nicht auf die Maulspalte einwirkt. Um eine Einwirkung auf die Maulwinkel zu erzielen darf der Reiter nur nach oben einwirken. Die Wirkung auf die Maulwinkel ist um einiges angenehmer für das Pferd, sofern hier eine einfühlsame Reiterhand vorhanden ist. Der Druck auf die Laden hingegen ist egal wie gering die Einwirkung ist, schon zu viel, da hier viele Nerven langlaufen und außer der Zunge kein "Polster" vorhanden ist.
Natürlich sollte auch die Zunge nicht als "Polster" dienen, da auch der Druck auf ihr sehr unangenehm und schnell schmerzlich für das Pferd wird.
Dieses Pferd hat sehr viel Gewicht auf der Vorhand. Der Schwerpunkt dieses Pferdes liegt deutlich sichtbar vorn an der Schulter. Der Reiter bedingt diesen Schwerpunkt im Pferd sehr negativ. Auch er lehnt sich nach vorne und bringt sein Gewicht zusätzlich auf die Vorhand. Schön erkennen kann man auch, das dieses Pferd die rechte Schulter nicht anhebt, sondern fallen lässt und somit nicht frei in der Bewegung ist. Hier schiebt die Hinterhand nur noch und die Vorhand trägt. Der Reiter müsste sein Gewicht mehr nach hinten nehmen und sich gerade auf dem Pferd positionieren, um seinem Pferd helfen zu können. Dadurch würde die Bewegung schon um einiges leichter. Auf Dauer ist so eine Haltung des Pferdes sehr schädlich und lässt das Skelett schneller verschleißen. Hinzufügen möchte ich noch, dass Pferde über kein Schlüsselbein verfügen! Das heißt für uns, das sich der Brustkorb bzw. der Widerrist, sofern das Reitergewicht zum Pferd dazu kommt, nach unten senkt. Nach einer Studie von Zschokke sind das bei einem 70Kg schweren Reiter ganze 4cm!!!!
Da stellt sich die Frage ob mit oder ohne Versammlung gar nicht erst, da ohne dieses Gleichgewicht, das Pferd nicht lange in der Lage ist das Ungleichgewicht aufrecht zu erhalten (aus Sicht der Gesundheit). Aus dieser Studie geht ebenfalls hervor, dass aus diesem Grund der überwiegende Teil der Reitpferde an Kissing Spines erkrankt.
Hier sehen wir eine Reiterin, die ihre Hände sehr breit führt und das mit Kandarre!!! Die Wirkung der Kandarre auf das Genick und den Unterkiefer des
Pferdes ist immens. Es hat schon seinen Grund, warum man eine Kandarre nur Beidhändig führen darf, wenn man seine Hände so hält, dass sie fast wie eine Hand wirken (aber nur zu Korrektur
Zwecken). Ansonsten darf eine Kandarre nur Einhänfig geführt werden! Die Schmerzen die ein Pferd bei dieser Handeinwirkung, die oben gezeigt ist, erlebt, kann man sich dann gut
vorstellen. Eine bitte an jeden der auf Kandarre reitet: Bitte seien Sie so ehrlich und gehen Sie einen Schritt zurück, wenn sich das Pferd gegen die Kandarre wehrt. Es hat
seinen Sinn, dass das Pferd sich dagegen wiedersetzt. Es ist einfach zu diesem Zeitpunkt zu früh, sein Pferd damit zu reiten. Durch die breite Handeinwirkung der Reiterin liegt
der Schwerpunkt der Reiterin im Oberkörper, bzw. den Armen und Händen. Die Haltung wird dadurch negativ beeinflusst, sodass sie nicht mehr im Schwerpunkt sitzt und sich ihr
Oberkörper weiter nach vorn verlagert. Auch dieses Pferd wird "mechanisch " beigezäumt, durch die Handeinwirkung der Reiterin.
Dieses Pferd ist überbogen und zu tief von der Kopf-Hals-Position. Hier ist es dringend notwendig, dass dieses Pferd weniger im Hals
gebogen wird. Diese Überbiegung zieht eine negative Belastung des Pferdes nach sich. Das Pferd fällt auf die innere Schulter, statt diese anzuheben und in
Balance zu laufen. Durch die Überbiegung und die tiefe Kopf-Hals-Position ist dies aber nicht mehr möglich für das Pferd in Balance zu laufen. In Hinsicht auf die Reiterin wäre
es besser, wenn sie ihre Hand nicht so verdreht bzw. abknickt, da sie hierdurch eine weiche und einfühlsame Verbindung zum Pferdemaul nicht erwirken kann. Ihr
Sitz ist dafür im Schwerpunkt und behindert das Pferd nicht.
Auf dem nächsten Bild haben wir das selbe Reiterpaar wieder, nur einige Momente später als zuvor. Hier kann man nun deutlich sehen, das dieses Pferd vermehrt Last auf der Vorhand hat und sein Hals "aufgerollt" ist. Das dieses Pferd deutlich hinter der Senkrechten läuft, ist unübersehbar. Durch die starke Handeinwirkung der Reiterin ist es diesm Pferd gar nicht anders möglich, als sich zu verkriechen. Das diese Reiterin immens auf das Maul einwirkt kann man deutlich an der Zunge dieses Pferdes erkennen, die seitlich aus dem Maul hängt. Das ist ein deutliches und unübersehbares Zeichen, das der Reiter zu hart einwirkt. Das sollte umgehend geändert werden.
Im Gegensatz zu den Dressur oder Springreitern haben die Westernpferde keinen Nasen- oder Sperriemen, der das Pferd daran hindert das Maul aufzumachen oder die Zunge herauszustrecken. Wer sich selber bei seinem eigenen Pferd kontrollieren möchte, sollte auf einen Nasenriemen/Sperriemen verzichten, oder ihn so locker verschnallen, das er eigentlich überflüssig ist. (So sollte man diesen sowieso verschnallen, da das Pferd zur Entspannung sein Maul frei bewegen können sollte. Das Pferd sollte gähnen können. ;-) )
Als Mindestmaß gelten 2 Finger übereinander am Nasenbein. Nicht an den weichen Seiten und auch die Finger nicht nebeneinander, so wie die FN das gerne lehrt!
Der Gesichtsausdruck des Pferdes ist ein ganz wichtiger Hinweis darauf, wie es sich fühlt! Bitte schauen Sie sich das Pferd ganz genau an und sprechen Sie diese Reiter auch an, wenn Sie
diese Bilder wieder erkennen. Meistens sind die Reiter selber sich nicht darüber bewusst, was ihr Pferd gerade zeigt.
Hier kann man einen Sitz erkennen, wie man ihn nicht haben sollte, die Reiterin lehnt sich sehr stark zurück und sitzt dadurch natürlich nicht mehr in Balance.
Sie versucht den Balanceverlust durch das festhalten an den Zügeln zu kompensieren, was wiederum bei dem Pferd dazu führt, das es hart im Maul angefasst wird und sich natürlich dadurch verspannt und auseinander fällt.
Da dieses Pferd den Unterhals statt den oberen Halsmuskel nutzt um einigermaßen den Balanceverlust der Reiterin aufzufangen, drückt es den Rücken
weg und die Bauchmuskeln arbeiten ebensowenig mit. Hier hilft nur eine Sitzschulung, bis die Reiterin einen losgelassenen und freien Sitz erlernt hat,
damit auch das Pferd wieder vernünftig und schonend geritten werden kann.
Auch hier kann man ein deutliches Sitzproblem erkennen. Die Reiterin macht ihren Rücken sehr rund, sitzt nicht auf den Gesäßknochen, sondern auf dem Hintern und hält sich vorn fest.Da sie auf ihrem Hintern sitzt, hat sie keinen richtigen Kontakt zu ihrem Pferd und in höheren Gangarten würde sie deutlich "hoppeln" und ihr Pferd nicht sitzen können.Der runde Rücken weißt daraufhin, das von ihrer Seite her keine Bauchmuskeln genutzt werden, um Stabilität auf dem Pferd zu erreichen. Kompensieren tut sie dies durch ihre Arme, die sich an den Zügeln festhalten.Bei diesem Pferd ist auch die angeschwollene Ohrspeicheldrüse ein guter Indikator dafür, dass dieses Pferd zu eng geritten wird.Das auch hier zu viel Handeinwirkung im Spiel ist, kann man auch sehr gut an dem Taktverlust dieses Pferdes erkennen. Die Hinterhand tritt sehr viel kürzer als die Vorhand. Auch läuft die Hinterhand nur "hinterher", statt aktiv am Vorwärts beteiligt zu sein.An der spitzen Kruppe, die wirkt als würde sie nach oben "hüpfen" kann man sehr deutlich erkennen, dass dieses Pferd von vorn nach hinten geritten wird. Die Last der Vorhand ist stark ausgeprägt und wirkt schwer. Die Hinterhand hingegen wirkt leicht und es sieht so aus, als würde dir Hinterhand "in die Luft hüpfen".
Bei einem gesunderhaltenen und schonenden Reiten sollte die Verteilung andersherum sein.
Dieses Pferd drückt extrem den Unterhals heraus und sieht eher nach einem Kamel, statt einem eleganten Pferd, aus. Der Unterhals ist heraus gedrückt, das Pferd läuft über dem Zügel und drückt den Rücken weg. Hier sollte man dringend an der Losgelassenheit und Entspannung arbeiten, um dieses Pferd wieder ins Gleichgewicht zu bekommen. Dieses Pferd nutzt statt seinen Bauchmuskeln eher den Unterhals und starre bzw. angespannte Bewegungen, um den Reiter einigermaßen zu tragen.
Kein einziger Muskel dieses Pferdes ist locker und entspannt.
Diese harten Bewegungen wirken sich natürlich negativ auf den ganzen Bewegungsapperat des Pferdes aus. Wenn diese Haltung eine Dauerhafte ist,
treten die Verschleißerscheinungen sehr schnell ein.
Die Reiterin hingegen sitzt trotz des weggedrückten Rückens des Pferdes einigermaßen im Gleichgewicht und im Schwerpunkt. Die Zügel könnten etwas lockerer sein, jedoch scheint sie sich nicht
festzuziehen.